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Erinnern, mahnen, auseinandersetzen
In der vergangenen Woche jährten sich die Ereignisse der Reichspogromnacht zum 86. Mal. In der Region dienten Borken und Felsberg bereits am 8. November 1938 als Versuchsfeld für das, was dann bundesweit einen Tag später geschah. Mit einem Schweigemarsch vom Jüdischen Friedhof in der Borkener Jahnstraße zum Gedenkstein am Standort der ehemaligen Synagoge in der Hintergasse, begann eine würdevolle Gedenkfeier. Stadtverordnetenvorsteher Michael Weber begrüßte zahlreiche Bürgerinnen und Bürger der Großgemeinde sowie einige Schülerinnen und Schüler der Gustav-Heinemann-Schule und erinnerte an die schlimmen Ereignisse der deutschen Geschichte.
Die Schülerinnen und Schüler der Gustav-Heinemann-Schule hatten bereits im Vorfeld der Veranstaltung zusammen mit ihrem Lehrer Marco Seibel die in Borken verlegten Stolpersteine geputzt und gereinigt. Außerdem haben sie eine Aktion ins Leben gerufen, bei der ein Stolperstein für die Borkener Jüdin Susanne Hain gespendet werden soll. Die Schülerin Paula Spohr und der Schüler Lucas Wehrmann aus der Klasse 9b berichteten den Zuhörern über das Leben von Susanne Hain. Sie wurde im Jahr 1926 in einem Hospital in Kassel geboren, wuchs anschließend in Borken auf und musste 1933 nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Deutschland verlassen. Sie floh mit ihrer Familie in die Niederlande, wurde 1942 in einem Sammellager interniert und im Jahr 1943 im Todes- und Vernichtungslager Auschwitz im Alter von nur 17 Jahren ermordet.
Die Guxhagener Pfarrerin Doris Krause betreut derzeit die evangelische Kirchengemeinde in Borken. Sie gedachte den Ereignissen als Vertreterin der Kirchen. Eindrucksvoll schilderte sie dabei u.a. eigene Erlebnisse aus der Familie, bei denen sie ihre Großmutter fragte, ob sie nicht bemerkt hätte, dass immer mehr jüdische Familien in ihrer Umgebung verschwanden und ob sie nichts dagegen tun wollte.
Sie betonte, wie wichtig es sei, die Menschen und deren Schicksale nicht zu vergessen.
Bürgermeister Marcèl Pritsch begrüßte anschließend die Herren Richard Oppenheimer und Peter Mills mit seiner Ehefrau, die aus dem Ausland angereist waren. Richard Oppenheimer aus Florida (USA) ist Experte für Jüdische Friedhöfe in Nordhessen. Er hat schon mehrere Publikationen darüber verfasst und hat auch einen Beitrag zum Jüdischen Friedhof Borken erarbeitet. Peter Mills kommt ursprünglich aus Großbritannien, wohnt jetzt in den Niederlanden und ist ein Nachfahre der jüdischen Familie Kaufmann, die einst in der Borkener Bahnhofstraße lebte.
Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung erfolgte die Kranzniederlegung durch Stadtverordnetenvorsteher Michael Weber und Bürgermeister Marcèl Pritsch am Gedenkstein der ehemaligen Synagoge.
Anschließend fand im Historischen Rathaus auf dem Borkener Marktplatz die Vorstellung des Buches „Jüdische Familien in Borken (Hessen)“ statt. Die vier Autoren Jörg Domes, Richard Oppenheimer, Hans-Peter Klein und Ingo Sielaff stellten dabei ihre Arbeit vor.