Kirch- und Glockenturm Großenenglis


Der Großenengliser Kirch- und Glockenturm hat eine historische Bedeutung in Hessen. Der Wehrturm aus dem 14./15. Jahrhundert war ursprünglich der Torturm des von einer Ringmauer umgebenen Wehrfriedhofs und seine spitzbogige Durchfahrt war der Zugang zum Kirchhof. Ortsvorsteher Horst Simmen erläuterte bei einem Termin, bei dem die Baustelle besichtigt wurde, die geschichtliche Bedeutung: „Eine Wehrturmkonstruktion wie in Großenenglis trifft man relativ selten an. In Hessen sind lediglich noch zwei derartige Wehrtürme mit Tordurchfahrt auf einen Wehrkirchhof bekannt, in Helsa bei Kassel und in Hochstadt bei Hanau“.

Im Jahr 1661 wurde der Wehrturm zum Glockenturm umgebaut und er beinhaltet bis heute diese Funktion. Im Glockenturm gibt es drei Bronzeglocken. Die älteste Glocke in Großenenglis stammt aus dem Jahr 1521 und hat einen Durchmessen von 80 cm. Die zweite und größte Bronzeglocke wurde 1950 angeschafft und hat 104 cm Durchmesser. In 1963 kam die dritte und mit 69 cm Durchmesser kleinste Bronzeglocke hinzu.

Oben vom Gerüst aus hat man einen herrlichen Blick auf den Stadtteil Großenenglis und die Umgebung.

Neben der ehemaligen Kirche und der Dorflinde ist der Glockenturm aus bau-, religions- und siedlungsgeschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen als Kulturdenkmal ausgewiesen.

Das ehemalige Kirchengebäude ist durch die Kirche mittlerweile privat verkauft und in den 70er Jahren baute die Kirchengemeinde eine neue Kirche. Die Kosten für die Sanierung des Kirch- und Glockenturmes sind mit 425.000 Euro angesetzt und werden von der Stadt Borken (Hessen) im Rahmen ihrer Unterhaltungspflicht getragen.

Die evangelische Kirchengemeinde Großenenglis hat in den vergangenen Monaten immer wieder um Spenden für die Sanierung des Turmes gebeten. „Mittlerweile sind ca. 30.000 Euro zusammengekommen“, berichtete Bärbel Wiederhold-Dülfer von der evangelischen Kirchengemeinde Großenenglis. „Wir sind sehr froh, dass die Sanierung jetzt begonnen hat und bald werden die Menschen sehen, wohin ihre Spenden einfließen werden“.

Weiterhin hat sich der Dorf- und Heimatverein in Großenenglis gegründet. „Der Verein hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, sich für markante und bedeutende Gebäude in seinem Stadtteil einzusetzen und wird sich auch bei der Sanierung des Kirch- und Glockenturmes einbringen“, informierte Hans Wiederhold.

Nach umfangreichen Vorplanungen erfolgt nun in den nächsten Monaten die Umsetzung verschiedener Maßnahmen. Die Dacheindeckung wird erneuert, die Außenwände des obersten Geschosses, der „Glockenstube“, werden neu verschindelt. Die Holzkonstruktion einschließlich der Aufstiegstreppe im Inneren des Turmes werden saniert. Die Außentreppe wird mit Mauer- und Steinmetzarbeiten saniert und bekommt ein neues Treppengeländer. Weiterhin wird die Elektroinstallation und die Beleuchtung instandgesetzt und das Ziffernblatt der Turmuhr wird erneuert.

Die Fertigstellung der Maßnahme ist für Ende 2024 geplant.

Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel bewunderten Ortsvorsteher Horst Simmen, Architekt Markus Wiederhold und Bürgermeister Marcèl Pritsch die Aussicht unterhalb des Wetterhahns von Großenenglis.

Bei dem Besichtigungstermin in der vergangenen Woche waren auch Bürgermeister Marcèl Pritsch und die Planer des Architekturbüros Wiederhold mit vor Ort. Bürgermeister Pritsch erläuterte: „Der ca. 30 Meter hohe Kirch- und Glockenturm ist ein Großenengliser Wahrzeichen. Schon von Weitem kann man ihn erkennen und es ist eine gesellschaftliche Verpflichtung, dass solche historisch wertvollen Gebäude für die Nachwelt erhalten bleiben. Deshalb möchte ich auch den städtischen Gremien danken, die bei den Vorplanungen immer hinter den Vorschlägen und Entscheidungen der Verwaltung standen“.

„Wir Großenengliser sind ganz stolz auf unsere 1250-Jahrfeier, die vom 30. Mai bis 1. Juni 2025 stattfindet und ich bin ganz sicher, dass der sanierte Turm dann ein besonderes Highlight unseres Dorfes sein wird“, freut sich Ortsvorsteher Horst Simmen.